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Geschichtliches der Stadt Seeland

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Die Stadt Seeland  besteht aus den Ortsteilen:der ehemaligen Stadt Hoym und den ehemaligen Gemeinden Friedrichsaue, Frose, Gatersleben, Nachterstedt und Schadeleben. Die historisch nachweisbaren Wurzeln reichen zurück bis in das letzte Jahrhundert des ersten Jahrtausends unserer Zeitrechnung. Der älteste Ort ist Frose, denn bereits im Jahre 936 wurde das Servative Kloster erwähnt, aus dem Jahre 961 stammt erste Kunde über Nachterstedt und Hoym. Begünstigt wurde die Ansiedlung in unserer Region durch den damals existierenden See, dem Wild- und Fischreichtum der Gegend und den fruchtbaren Schwarzerdeböden, die für die Landwirtschaft gut geeignet waren. Damals bestimmte der See das Leben der um ihn her wachsenden Ansiedlungen. Vor allem das von Nachterstedt, welches als Fischerdorf entstand und was sich auch in seinem Wappen Fisch und Schwan widerspiegelt. Frose war anfangs ein religiöser Mittelpunkt, aus dem Mönchskloster entwickelte sich ein Frauenstift zu Ehren der Jungfrau Maria, geweiht dem heiligen Petrus und dem heiligen Cyracus, der Abtei in Gernrode untergeordnet. Die Kirche wurde im Jahre 1170 errichtet. Die romanische Basilika stammt aus dem 12. Jahrhundert und weist als Besonderheit in den Arkadenreihen einen „niedersächsischen Stützenwechsel“ auf. Von 1515 bis 1517 wirkte Thomas Müntzer hier als Probst. Die Stiftskirche ist als Denkmal in die Sehenswürdigkeiten der Straße der Romanik aufgenommen. Der Flecken Hoym, etwas abgelegen vom Seelandgebiet, entwickelte sich im Mittelalter zu einer Straßensperre für durchreisende Kaufleute. Die Selke war zu jener Zeit ein offenbar viel breiterer und schwer zu passierender Fluss für die schwer beladenen Handelswagen der Kaufleute, der nur durch eine Furt für diese zu überqueren war. Deshalb hatte man hier nun eine Wasserburg errichtet. Der Zoll war eine lohnende Einnahme für Anhaltiner und Quedlinburger, der Ort wechselte ständig als Pfandobjekt seinen Herren, was für die Bewohner wechselnde und dazu nicht gerade niedrige Steuern bedeutete. Um den unerträglichen Zustand zu beenden, brachten die Hoymer 1500 Gulden auf, mit denen sie eine Schuldsumme des Fürsten Wolfgang von Anhalt beglichen; zum Dank hierfür erhielt der Ort im Jahre 1540 die Stadtrechte. 1677 erwarb Victor Amadeus Herzog von Anhalt, Enger und Westfalen, Graf von Ascania und Herr von Bernburg und Zerbst den Stammsitz der Herren von Hoym, einem alten Adelsgeschlecht, das seit 1300 in dem Ort ansässig war und dessen Name, wie im Mittelalter üblich, seinem Stammsitz entlehnte. Während die Herren von Hoym ins Sächsische übersiedelten, wurde damit der Ort Residenzstadt des kleinen Fürstentums Anhalt-Bernburg-Hoym, das noch Frose und Reinstedt umfasste. Victor Amadeus hatte es für seinen Sohn Leberecht geschaffen. Er ließ die inzwischen marode Wasserburg abreißen und im Jahre 1720 das Schloß errichten sowie weitere Gebäude, die noch heute das Stadtbild bestimmen.

 

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Der See entstand durch zurückbleibende Schmelzwässer der letzten Eiszeit vor etwa 10 000 Jahren, da aber kein natürlicher Zulauf vorhanden war, begann er allmählich zu verlanden und auszutrocknen und obwohl die Region morastig und sumpfig blieb, wurde sie doch in die landwirtschaftliche Nutzung einbezogen, zumal es guter Schwarzerdeboden war. Im Jahre 1446 beschloss der Bischof Burchardt III. von Halberstadt, das Sumpfgebiet wieder zu bewässern und den See wiederherzustellen. Schon damals wurde die Fremdflutung durch die Selke durchgeführt und ein kompliziertes Grabensystem angelegt. Das Wasser wurde schließlich auf eine Höhe von 4 bis 6 Metern angehoben. Allerdings stieß diese Bewässerung auf den Unmut der damaligen Froser Äbtissin, denn das aufgehende Wasser vernässte viel gutes Ackerland und machte es als solches unbrauchbar. Selbst an Papst und Kaiser wandte sich die Äbtissin, doch ohne Erfolg, und nach ihrem Tode wurde eine Einigung und Entschädigung des Klosters erzielt. Aus manchem Bauern wurde also wieder Fischer, doch hielt der Zustand des Sees auch nicht auf Dauer, nach 250 Jahren begann erneut die Verlandung und die Region wurde zu einem Morast, weder zu dem einen noch zum anderen taugend. Schließlich gab Friedrich der I. von Preußen den Befehl, den See völlig trockenzulegen, um dadurch Ackerland zu gewinnen, das von neuen Siedlern bearbeitet werden konnte. Um 1703 wurde die Selke abgedämmt und ihrem Lauf seine heutige Richtung gegeben. Um 1709 war die Trockenlegung beendet, das neu gewonnene Land wartete auf neue Siedler. Die kamen mit einem Treck aus anderen Teilen Deutschlands, sogar aus der Pfalz und gründeten nun Orte wie Königsaue und Friedrichsaue.

 

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Das Hoymer Schlossportal